Lehrerin an einer amerikanischen High School

MHS

Ich hatte das Glück dreizehn Jahre für diesen modernen und finanziell gut gestellten Distrikt zu arbeiten – drei Jahre als Vertretungslehrer in allen Schulstufen und zehn Jahre als Deutschlehrerin an der McKinney High School. Während der letzten fünf Schuljahre dort war ich Leiterin der Fremdsprachen-Abteilung mit zwölf Lehrkräften aus acht Nationen.

McKinney ist eine Stadt im Norden des Dallas-Fort Worth-Metroplex in Texas. Der McKinney Independent School District hat zur Zeit ungefähr 25.000 Schüler in zwanzig Elementary Schools, fünf Middle Schools, drei High Schools sowie weitere Bildungseinrichtungen für Kinder und Jugendliche.

Der Distrikt hatte schon vor Jahren begonnen, in die Digitalisierung des Unterrichts zu investieren. Es begann mit der Ausrüstung der Klassenzimmer mit Desktop-Computern und Projektoren. Bald wurde den Lehrern Laptops zur Verfügung gestellt und interaktive Smartboard anstelle von Whiteboard-Tafeln installiert. Die Weiterbildung für die LehrerInnen bereiteten auf den Einsatz dieser Medien vor: Sommerakademien, Fortbildungstage während des Schuljahres, Nachmittags- bzw. Abendkurse und Teilnahme an nationalen Konferenzen und Workshops.

Die Schulen wurden ausgestattet mit Computerräumen und Klassensätzen von iPads und Laptops. Die Schüler brachten ihre Smartphones, Tablets, Notebooks und Laptops mit und diese wurden im Unterricht benutzt. Der Bezirk schaffte dann 2014 gleiche Voraussetzungen für alle SchülerInnen in den drei High Schools und stellte jedem ein 11-inch MacBook Air Laptop zur Verfügung.

Ich war begeistert von den neuen Möglichkeiten. Ein Learning Management System half die Schülerarbeiten zu Verwalten, Online-Plattformen stellten Lerninhalte und Lehrmaterialien zur Verfügung, ich konnte Online-Lernspiele für meine SchülerInnen gestalten und wir kollaborierten mit Kollegen und Schülern. Nach und nach wurde parallel hierzu die Verwaltungsarbeit (Anwesenheit, Noten, Zeugnisse, Eltern-Kommunikation, Unterrichtsvorbereitung) ebenfalls digitalisiert.

2016 hatte mein Klassenzimmer – und jedes andere Sprachklassenzimmer ebenso – einen interaktiven Projektor, einen Desktop-Computer, einen Laptop-Computer zur Steuerung des eingebauten digitalen Sprachlabors, und ich als Lehrerin hatte ein MacBook Air. Und meine Schüler benutzten ihre Laptops und Smartphones zum Deutschlernen. Kollaboration und gemeinsames Lernen waren unser Alltag. Meine Rolle verschob sich vom Lehrer/Dozent zum Lernbegleiter/Coach. Endlich konnte ich so eine Lernumwelt schaffen, wie ich sie mir immer schon vorgestellt hatte. Ich wollte nie mehr in die Zeit davor zurück!

Nun bin ich wieder in Deutschland und sehe mit Bedauern, dass es hier anscheinend vom Engagement des einzelnen Lehrers | der einzelnen Lehrerin abhängt, ob und wie man heutiges Lernen gestaltet. Es macht mich traurig, dass sich noch nicht viel geändert hat. Auf eine neue Lehrergeneration zu warten dauert zu lange und sollte auch nicht nötig sein. Wie andere Berufsgruppen sollten die LehrerInnen sich ständig weiterbilden und immer auf dem neusten Stand sein. Ich habe von 1977 bis 1981 das erste Mal an der Pädagogischen Hochschule studiert und lerne immer noch dazu!

Silvia

 

Silvia Doering-Hall (Döring)

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2014 German Charity Gala in Dallas: Vorstellung des MHS-Deutschprogrammes mit der deutschen Generalkonsulin Ricarda Redeker (Houston) und der Direktorin der Deutsch-Amerikanischen Handelskammer in Texas, Traute Malhotra (Dallas)

 

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