Meine Erfahrungen mit der Flipped Classroom Methode waren unterschiedlich – je nach Motivation und Reife der Schüler.
In den unteren Klassen, in denen die Schüler die Minimumanforderung für den Fremdsprachenunterricht erfüllen mussten, stieß ich mit Flipped Classroom auf Probleme wie bei konventionellen Hausaufgaben:
- Das Material wurde nicht angeschaut.
- Es wurde beim Anschauen nicht gut genug aufgepasst.
- Es wurden keine Notizen gemacht.
- Es gab Technologie-Probleme.
- Es gab keinen Internetzugang, weil die Eltern die Gebühren nicht bezahlt hatten.
- Es gab Software-Probleme.
- Die Schüler hatten ihr Login vergessen.
Konsequenterweise hätte ich den Schülern im Unterricht die Wiederholung des zu Hause gelernten Materials im Unterricht verweigern müssen, um sie dazu zu “zwingen”, das Material vorher anzuschauen. Aber ich konnte nicht einfach den Unterricht machen ohne die Vorarbeit, da dann das Grundwissen zum Thema fehlte. Hier gab es auch Druck von der Verwaltung, denn als Lehrer war ich für die Wissensvermittlung verantwortlich. Besonders bei Inklusionsschülern, bei denen die individuelle Betreuung durch den Lehrer vorgeschrieben war (z.B. der Lehrer die Aufgabe vorlesen musste oder den Schüler immer wieder zur Konzentration ermahnen musste), gab es rechtliche Probleme. Die vorgeschriebenen Hilfestellungen durch den Lehrer waren nicht zu Hause möglich. Bei konventionellen Hausaufgaben hatten die Inklusionsschüler das Recht, vom Lehrer im Anschluss an den Unterricht Nachhilfe zu bekommen, für Flipped Classroom konnte ich das nicht realisieren.
In den regulären (9./10. Klasse) Kursen hatte sich Flipped Classroom bei mir nicht bewährt, nur wenige Schüler sahen sich das Material vorher an, da es ja dann nochmals in der Klasse angeschaut werden musste, damit alle mitmachen konnten. In den höheren Klassen (11./12. Klasse, Fortgeschrittene und College-Level) war das anders. Dort gab es keine Schüler mit individuellem Lernplan mehr, und um in eine advanced placement Klasse zu kommen, mussten die Schüler einen Vertrag unterschreiben, der die Mitarbeitsanforderungen regelte. In diesen Kursen konnte dann differenziert und selbstgesteuert gearbeitet werden. Wenn ein Schüler mit dem Stoff fertig war, konnte er eine Lernzielkontrolle machen, anderen helfen, das Thema vertiefen oder hatte freie Zeit. Hier haben Schüler dann auch eigenes Material erstellt, das im nächsten Jahr als Lehrmaterial benutzt werden konnte. Für höhere Levels und ältere Schüler eignete sich die Flipped Classroom Methode und unterstützte meine bevorzugte Art des Lehrens/Lernens.