Flipped Classroom – 3

Flipped ClassroomMeine Erfahrungen mit der Flipped Classroom Methode waren unterschiedlich – je nach Motivation und Reife der Schüler.

In den unteren Klassen, in denen die Schüler die Minimumanforderung für den Fremdsprachenunterricht erfüllen mussten, stieß ich mit Flipped Classroom auf Probleme wie bei konventionellen Hausaufgaben:

  • Das Material wurde nicht angeschaut.
  • Es wurde beim Anschauen nicht gut genug aufgepasst.
  • Es wurden keine Notizen gemacht.
  • Es gab Technologie-Probleme.
  • Es gab keinen Internetzugang, weil die Eltern die Gebühren nicht bezahlt hatten.
  • Es gab Software-Probleme.
  • Die Schüler hatten ihr Login vergessen.

Konsequenterweise hätte ich den Schülern im Unterricht die Wiederholung des zu Hause gelernten Materials im Unterricht verweigern müssen, um sie dazu zu “zwingen”, das Material vorher anzuschauen. Aber ich konnte nicht einfach den Unterricht machen ohne die Vorarbeit, da dann das Grundwissen zum Thema fehlte. Hier gab es auch Druck von der Verwaltung, denn als Lehrer war ich für die Wissensvermittlung verantwortlich. Besonders bei Inklusionsschülern, bei denen die individuelle Betreuung durch den Lehrer vorgeschrieben war (z.B. der Lehrer die Aufgabe vorlesen musste oder den Schüler immer wieder zur Konzentration ermahnen musste), gab es rechtliche Probleme. Die vorgeschriebenen Hilfestellungen durch den Lehrer waren nicht zu Hause möglich. Bei konventionellen Hausaufgaben hatten die Inklusionsschüler das Recht, vom Lehrer im Anschluss an den Unterricht Nachhilfe zu bekommen, für Flipped Classroom konnte ich das nicht realisieren.

In den regulären (9./10. Klasse) Kursen hatte sich Flipped Classroom bei mir nicht bewährt, nur wenige Schüler sahen sich das Material vorher an, da es ja dann nochmals in der Klasse angeschaut werden musste, damit alle mitmachen konnten. In den höheren Klassen (11./12. Klasse, Fortgeschrittene und College-Level) war das anders. Dort gab es keine Schüler mit individuellem Lernplan mehr, und um in eine advanced placement Klasse zu kommen, mussten die Schüler einen Vertrag unterschreiben, der die Mitarbeitsanforderungen regelte. In diesen Kursen konnte dann differenziert und selbstgesteuert gearbeitet werden. Wenn ein Schüler mit dem Stoff fertig war, konnte er eine Lernzielkontrolle machen, anderen helfen, das Thema vertiefen oder hatte freie Zeit. Hier haben Schüler dann auch eigenes Material erstellt, das im nächsten Jahr als Lehrmaterial benutzt werden konnte. Für höhere Levels und ältere Schüler eignete sich die Flipped Classroom Methode und unterstützte meine bevorzugte Art des Lehrens/Lernens.

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Flipped Classroom – 2

Flipped ClassroomNachdem ich meinen Spaß mit Snag It und Camtasia hatte und einige Videos von Dokumentationen von ARD und ZDF sowie von YouTube und TeacherTube mitgeschnitten hatte (Beim Editieren verlor ich erst viel Zeit und dann die Geduld.), begann ich nach speziellen Lehrvideos zu suchen. Für meinen Deutsch-Unterricht (DaF) eigneten sich besonders die Materialien der Deutschen Welle und des Goethe Instituts. Die Länge der Videoclips war angemessen. Auch die open resource Seite der University of Texas in Austin (Go Longhorns!) stellt  hervorragende Videos innerhalb ihres frei zugänglichen online Textbuches “Deutsch im Blick” zur Verfügung.

Als Quellen für Präsentationen (aufgezeichnete powerpoints oder andere Beiträge) benutzte ich Seiten wie https://www.slideshare.net/ oder https://prezi.com, auf denen es schon eine große Anzahl von fertigen Produkten gibt; die Konten für Lehrer kosteten  zu der Zeit nichts. Meine Schule hatte jedoch auch ein Budget für online Abos, die als Lehrmaterial galten. Um die Suche nach geeigneten Videos und Präsentationen zu beschleunigen, gab ich als Differenzierung Schülern die Aufgabe inhaltlich geeignete Videos und Präsentationen zu suchen und zu bewerten. Eine Aufgabe, die vielen Spaß machte. Sogar daheim suchten sie weiter und meine Bibliothek vergrößerte sich schnell. Dazu kam die Kollaboration mit Kollegen, die an den anderen beiden high schools ebenfalls Deutsch unterrichteten. Wenn wir etwas Neues gefunden hatten, hinterlegten wir es in einem geteilten google drive Ordner.

Flipped Classroom – 1

Flipped ClassroomIm Sommer 2013 ermöglichte uns unser school district an einer Flipped Classroom Konferenz im Nachbarbezirk teilzunehmen. Bei der ganztägigen Veranstaltung ging es sowohl um die Anwendung des Prinzips im Schulalltag als auch um den Erwerb unterstützender Fähigkeiten in der Herstellung von Material, welches den Schülern zur Verfügung gestellt werden kann.

Zwei der Pioniere der Flipped Classroom Bewegung hielten gemeinsam einen Vortrag, der von ihrer Begeisterung für diese Methode und ihren praktischen Erfahrungen berichtete. Obwohl die Präsentation einige Stunden dauerte, kam keine Langeweile auf. Jonathan Bergmann und Aaron Sams unterhielten ihr Publikum und sicherten sich die Aufmerksamkeit der Zuhörer.

Am Nachmittag gab es eine Auswahl an Seminaren, bei der man Einführungen in verschiedene Programme zur Herstellung von Videoclips bekam. Als Teilnehmer erhielt man eine kostenlose Kopie des jeweiligen Programmes. Ich sicherte mir Snag It, um Video-Mitschnitte zu machen und Camtasia, um diese zu editieren.

Das Flipped-Classroom-Prinzip wird durch die  Lehrer A. Sams und J. Bergmann seit 2004 erprobt und seit 2007 in den USA verbreitet. Ihre Begründung für diese Art des Unterrichtens gründet sich auf die Beobachtung, dass dadurch mehr Zeit für eine intensive Auseinandersetzung mit dem Lernstoff in der Klasse zur Verfügung steht.

Flipped Classroom beschreibt eine Umkehrung des traditionellen Lehrens. Hier begegnen die Schüler dem neuen Material außerhalb des Unterrichts, um dann in der Klasse die neuen Inhalte zu üben, vertiefen, diskutieren oder anzuwenden. Dafür entfällt dann die traditionelle Hausaufgabe. Der neue Stoff wird gelesen, angeschaut, angehört. Begünstigt wird diese Methode durch die Verfügbarkeit von neuen Medien. Das Material, das die Schüler vor dem Unterricht bekommen kann z.B. ein Text, eine Audiodatei oder ein Video sein. Bei den Videos kann es sich um schon vorhandene Lernvideos oder Dokumentationen handeln; oder es können eigene Unterrichtsmitschnitte aus der Vergangenheit, aufgezeichnete Präsentationen sowie vom Lehrer hergestellte Beiträge sein.

Flipped Classroom by Jon Bergmann

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