Aktive Teilnahme der Schüler am Unterricht, ein Kriterium für unsere jährlichen Beurteilungen. Mit Frontalunterricht konnte man da nicht punkten. Meine besten Stunden waren die, in denen man mich nicht leicht finden konnte im Klassenzimmer. Ein Schüler oder eine Schülergruppe leiteten die Klasse, oder alle waren in Gruppen beschäftigt; und ich war irgendwo dazwischen.
Für meine Schüler war es selbstverständlich, dass sie mitarbeiteten und oft die Rolle des Wissensvermittlers übernahmen. Selbst die schwachen Schüler und die mit Lerneinschränkungen (Inklusion!) wussten irgendetwas, das sie beitragen konnten. Bei manchen fing es mit dem einfachen Helfen beim Herunterladen einer App auf dem Smartphone/Laptop oder ähnlichen technischen Kniffen an. Hier konnten sie den anderen in der Klasse etwas “vormachen”. Das stärkte das Selbstbewusstsein. Wir hatten eine “Expertenwand”, an der sich Schüler mit ihrem “Wissensvorsprung” eintragen konnten. Es war aber auch okay, der Klasse spontan anzusagen, dass man eine Lösung gefunden hatte und diese teilen wollte oder mal schnell um Rat zu fragen. Lerninhaltskenntnisse (z. B. Anwendung einer Grammatikregel) und Soft-/Hardware-Kenntnisse galten gleichberechtigt als Wissen, da wir verpflichtet waren beides integriert zu vermitteln. (Es gab keine separaten Softwarekurse.)
Wenn Schüler eine gute Lernplattform, ergänzendes Material, sinnvolle Online-Übungen oder ähnliches fanden, fügte ich das meiner Mediendatenbank hinzu (Webseite oder Google Drive), nachdem die Schüler diese in der Klasse vorgestellt hatten. Durch die Mitwirkung der Schüler blieben wir hier auf dem neusten Stand, fanden viele verschiedene Lernmöglichkeiten, die den unterschiedlichen Lerntypen gerecht wurden, und erweiterten ständig unsere Mediathek – und ich sparte Zeit.
Sehr motivierend war, dass die Arbeit der Schüler sichtbar wurde und nicht nur für die Augen des Lehrers bestimmt war. Die Schüler wussten, dass ihr Beitrag für das Lernen aller wichtig war und gaben sich meistens große Mühe. Die Rückmeldung durch die Klassenkameraden war authentisch und wurde akzeptiert. Zusammen mit der Übernahme von mehr Verantwortung für das Lernen erfolgte das gemeinsame Festlegen von Kriterien und das Etablieren einer Feedback-Kultur. Diese Erweiterung der Lehr- und Lernwelt wurde erst durch den Einsatz der neuen Medien und ihrer Potentiale ermöglicht. Sie gewährten den Zugang zu Wissensquellen, stellten attraktive Präsentationstechnologien zur Verfügung und machten eine effektive Differenzierung möglich.